Ausbildungsprogramm BeLA: "Hier kommen Sie nicht zum Akten kopieren"

„Nun ist es endlich gelungen – ich hoffe, dass wir viele Studenten damit begeistern können“, mit diesen Worten eröffnete Prof. Dr. Antonius Schneider vergangenen Donnerstag die Auftaktveranstaltung zum Ausbildungskonzept „Beste Landpartie Allgemeinmedizin“ (BeLA) im Hörsaal der TU München. Auch Dr. Dieter Geis, Vorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes, freute sich über die neue Möglichkeit angehende Mediziner für den Ladarztberuf zu begeistern: „Wir brauchen mehr Hausärzte und Hausärztinnen auf dem Land. Insofern leistet auch diese heutige Veranstaltung einen wichtigen Beitrag. Dieser Austausch über gelungene Projekte ist spannend und wichtig. Vielen Dank für dieses Engagement“.

Was ist BeLA?

Übergabe der Fördersumme für BeLA Südbayern (in der ersten Reihe:) Ministerialdirigentin Gabriele Hörl. Zweite Reihe: (von links) Marco Fürsich (Betriebsdirektor Klinik Eichstätt), Prof. Dr . Pascal Berberat (Direktor des TUM Medical Education Center), Dr. Ulrike Bechtel (Chefärztin Kreisklinik Dillingen), Professor Antonius Schneider (TUM, Institut für Allgemeinmedizin). (Dritte Reihe von links): Landrat Georg Huber (Mühldorf am Inn), Landrat Anton Knapp (Eichstätt), Dr. Dieter Geis (Landesvorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbands, BHÄV) und Prof. Dr . Peter Henningsen (Dekan der Medizinischen Fakultät der TUM) Übergabe der Fördersumme für BeLA Südbayern (in der ersten Reihe:) Ministerialdirigentin Gabriele Hörl. Zweite Reihe: (von links) Marco Fürsich (Betriebsdirektor Klinik Eichstätt), Prof. Dr . Pascal Berberat (Direktor des TUM Medical Education Center), Dr. Ulrike Bechtel (Chefärztin Kreisklinik Dillingen), Professor Antonius Schneider (TUM, Institut für Allgemeinmedizin). (Dritte Reihe von links): Landrat Georg Huber (Mühldorf am Inn), Landrat Anton Knapp (Eichstätt), Dr. Dieter Geis (Landesvorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbands, BHÄV) und Prof. Dr . Peter Henningsen (Dekan der Medizinischen Fakultät der TUM)
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BeLA ist ein Forschungs- und Lehrprojekt der Technischen Universität München (TUM), der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), den Kreiskliniken und Lehrpraxen in den Modellregionen und dem Bayerischen Gesundheitsministerium. Es fördert Studierende im Praktischen Jahr und in der anschließenden Ausbildung zum Facharzt Allgemeinmedizin. Neben der finanziellen Unterstützung erhalten die angehenden Mediziner auch eine gut strukturierte, qualitativ hochwertige Ausbildung und einen engen Bezug zum Fach Allgemeinmedizin. BeLA soll auch zeigen, dass es neben dem Studieren und Arbeiten in der Großstadt etwas anderes gibt – die Lebensqualität auf dem Land. „Ja, es gibt auch ein Leben außerhalb der Feinstaubbelastung“, so formulierte es Ulrike Bechtel an diesem Nachmittag.

Vorteile im BeLA-Programm

Dr. Dieter Geis, Vorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes.
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Dr. Bechtel ist die Ärztliche Direktorin der Kreisklinik in Dillingen und verantwortlich für die Idee, die hinter BeLA steht. Seit fünf Jahren engagiert sie sich für das Ausbildungsprogramm AKADemie Dillingen und bildet erfolgreich Allgemeinmediziner aus. Sie hat erkannt, dass es ohne den Hausarzt auf dem Land nicht geht.

Die AKADemie Dillingen ist eine Kooperation aus den Kreiskliniken Dillingen-Wertingen, den niedergelassenen Hausärzten und der TU München, um junge Mediziner bei der Aus- und Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin zu unterstützen. In Südbayern wurde das Dillinger Konzept mit dem BeLA-Programm jetzt auch in den Regionen Mühldorf am Inn und Eichstätt/Kösching umgesetzt und vom Bayerischen Gesundheitsministerium mit Rund 3,4 Million Euro unterstützt.

Dr. Ulrike Bechtel, Ärztliche Direktorin Kreisklinik Dillingen an der Donau.
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Als BeLA-Teilnehmer erhält man während dem PJ eine kostenlose Unterkunft in unmittelbarer Nähe zum Klinikum und eine Wohnung in der Lehrpraxis gestellt. Reisekostenzuschuss, Verpflegung und WLAN inklusive. Auch die Ausbildung selber soll den angehenden Medizinern eine ganz besondere Erfahrung bieten. Ein Schwerpunkt der Lehrkrankenhäuser ist die gute 1-zu-1-Betreuung in einem kleinen Team. Beispielsweise durch „Hands-on Seminare“. Hier stehen die Studierenden nicht nur neben den Ärzten und schauen zu, sondern dürfen selber „Hand anlegen“ - immer in Betreuung eines Facharztes, der bei Fragen oder Unsicherheiten beratend zur Seite steht und in anschließenden Feedbackgesprächen das Gelernte bespricht. Bereits zum Beginn des PJ‘s können sich die Studierenden einen persönlichen hausärztlichen Mentor aussuchen, bei dem sie auch ihr anschließendes Tertial verbringen werden. Hier gibt es die Möglichkeit in mehreren Hausarztpraxen zu hospitieren und sich so für die Ärztin oder den Arzt zu entscheiden, der am besten zu einem passt. „Was das Programm so erfolgreich macht ist die Überschaubarkeit – die Ärzte kennen die PJ-Studenten und die PJ-Studenten kennen die Ärzte“, erklärte Ministerialdirigentin Gabriele Hörl. Sie war stellvertretend für Gesundheitsministerin Melanie Huml gekommen und erklärte den Studierenden warum die Ausbildung an einem der drei Lehrkrankenhäuser so vorteilhaft ist: „In großen Kliniken wird man oft nicht wahrgenommen oder als Handlanger eingesetzt, in den Kreiskliniken profitieren Sie vom großen Engagement und Interesse der Ärzte“.

 

Dr. Wolfgang Richter, Ärztlicher Direktor Klinik Mühldorf am Inn.
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Das bestätigte der Ärztliche Direktor der Klinik Eichstätt, Dr. Alexander Hansen, höchst persönlich: „Hier kommen Sie nicht um Akten zu kopieren“, verspricht er. Er will in seiner Klinik zeigen, dass der Beruf Hausarzt „kein Abstellgleis ist“. Auch Dr. Wolfgang Richter, Ärztlicher Direktor der Kreisklinik Mühldorf am Inn erklärte, dass er sich für seine PJ Studenten zu festen Terminen Zeit nimmt um auf deren Wünsche und Anregungen einzugehen. Dabei garantieren alle Klinikdirektoren ein innovatives Curriculum und die volle Bandbreite an Weiterbildungsbefugnissen: „Neben Innerer Medizin und Chirurgie können Sie auch praktische Erfahrung in der Gynäkologie, Pädiatrie oder Neurologie sammeln“, so Dr. Bechtel. Auch in den Hausarztpraxen vor Ort wird sichergestellt, dass die PJ-Studenten die bestmögliche Betreuung erhalten: „In der Praxis lernt man wie man Kinder behandelt oder alte Patienten beim Sterben begleitet“, die Arbeit als Hausarzt spiegele das echte Leben wieder Tag für Tag, berichtet Dr. Peter Welper von seiner erfüllenden Arbeit als Hausarzt. Für ihn ist das BeLA-Programm „super genial“. Wäre er nochmal jung, er würde nicht zögern. „Und wenn ihr unsicher seid – hospitiert‘s, schaut’s euch an“.

 

Wer kann von BeLA profitieren und in welchen Umfang?

 

"Hier kommen Sie nicht zum Akten kopieren", versicherte Prof. Dr. Alexander Hansen, Ärztlicher Direktor Klinik Eichstätt und Kösching.
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Studierende, die sich nur für die PJ-Förderung entscheiden, verpflichten sich dazu ein Jahr in einer der drei Modellregionen zu bleiben. Wer sich zusätzlich verpflichtet, die Ausbildung zum Facharzt Allgemeinmedizin in der gleichen Region zu absolvieren, in der das PJ geleistet wurde, erhält zusätzlich ein Stipendium in Höhe von 600 Euro im Monat und zwar für eine Förderdauer von vier Jahren. Die Teilnehmer können in Ausnahmefällen und nach Absprache die Region für die Facharztausbildung Allgemeinmedizin auch wechseln. Während der Facharztausbildung wird dabei ein einheitliches Lernen garantiert. Durch die Einbindung in den Weiterbildungsverbund der Region, läuft die Ausbildung strukturiert und praxisorientiert ab. Wen die Verpflichtung an eine Region abschreckt, dem bietet Dr. Bechtel eine so genannte „Freestyle-Famulatur“ an. Hier hat man die Möglichkeit die Arbeit und das Leben in Dillingen für drei Tage hautnah kennen zu lernen.

Peter Welper, Allgemeinarzt aus in Mühldorf am Inn, Lehrbeauftragter des Instituts für Allgemeinmedizin. Peter Welper, Allgemeinarzt aus in Mühldorf am Inn, Lehrbeauftragter des Instituts für Allgemeinmedizin.
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Bei BeLA kommt auch die Lehre an der Universität nicht zu kurz: Für Medizinstudierende der TU München bieten Prof. Dr. Schneider und Prof. Dr. Pascal Berberat die Teilnahme an der „Klasse Allgemeinmedizin“ an. Im BeLA-Programm eingeschriebene Studierende führen hier Projektarbeiten in den Regionen mit Bezug zur Allgemeinmedizin durch und haben die Möglichkeit zur Teilnahme an den DEGAM (Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin) und WONCA (World Organization of Family Doctors) Kongressen. Im Rahmen der Klasse Allgemeinmedizin findet auch eine „Simulation zum Staatsexamen“ statt. Hierbei wird der genaue Ablauf des Staatsexamens durchgespielt um den Studenten die Angst und die Aufregung zu nehmen: „Dazu laden wir Hausärzte ein, die sich vorher die Fragen für die Prüfungssituation überlegen. Das macht uns immer besonders viel Spaß“, erklären Prof. Berberat und Prof. Schneider mit einem Augenzwinkern

 

Prof. Dr. Pascal Berberat stellte den Studierenden das neue Curriculum im Medizinstudium und PJ vor. Prof. Dr. Pascal Berberat stellte den Studierenden das neue Curriculum im Medizinstudium und PJ vor.
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Das BeLA Programm wird zum Wintersemester 2019/2020 auch in Nordbayern umgesetzt. In Kooperation mit der FAU Erlangen sind hier die Regionen Forchheim/Ebermannstadt, Kulmbach/Stadtsteinach, Weißenburg/Gunzenhausen und Scheßlitz/Burgebrach mit dabei.
Mehr Informationen finden Sie auf der offiziellen Homepage der TU München.

 

 

 

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