Dr. Stefan Semmler: „Ich habe gesehen, wie wichtig es ist, Teil einer starken Gemeinschaft zu sein“

Dr. Jakob Berger
Dr. Stefan Semmler wurde erneut zum
Bezirksvorsitzenden Oberpfalz gewählt

Auf der Bezirksmitgliederversammlung Oberpfalz vergangene Woche (25.10.2023) wurde Dr. Stefan Semmler erneut zum Bezirksvorsitzenden gewählt. Im Interview spricht er über die größten Errungenschaften seiner ersten Amtsjahre und welche Themen ihn weiterhin motivieren sich innerhalb des Verbandes zu engagieren.

Herr Dr. Semmler, Sie blicken auf vier Jahre Bezirksvorsitz zurück – was hat diese Zeit am meisten geprägt?

Dr. Semmler: Ich habe vor allem gesehen, wie wichtig es ist eine starke Gemeinschaft zu sein. Das hat sich zum einen gezeigt bei unserem Engagement für einen Lehrstuhl der Allgemeinmedizin, den die Universität Regensburg vor kurzem erhalten hat. Hier haben alle, meine Vorgängerin Dr. Marie Luise Vogel, aber auch Dr. Dieter Geis, Dr. Markus Beier, Dr. Wolfgang Ritter und viele mehr, immer an einem Strang gezogen. So sind jetzt bald an allen medizinischen Fakultäten Lehrstühle für Allgemeinmedizin eingerichtet. Aber auch in der Corona Zeit habe ich erlebt, wie wichtig es ist, dass Hausärzte Leitlinien erarbeiten und zur Verfügung stellen. Der Focus der universitären Medizin war da zu sehr auf die Krankenhäuser fixiert, obwohl der Großteil der Coronapatienten ambulant behandelt wurde.

Wie sich an Ihren Bemühungen für den Lehrstuhl zeigt, liegt ihnen der hausärztliche Nachwuchs sehr am Herzen. Was wollen Sie für den Nachwuchs weiterhin erreichen?

Dr. Semmler: Es ist wichtig, dass der neue Lehrstuhl jetzt auch seinen Nutzen erfüllt. Dafür müssen wir Praxen mit Studenten vernetzen. Der studentische Nachwuchs soll lernen, dass man als Hausarzt jeden Tag mit einem guten Gefühl in die Arbeit gehen kann. Gleichzeitig müssen wir Weiterbildungen fördern und die Rahmenbedingungen für eine eigene Niederlassung attraktiv machen. Hier ist vor allem die Politik mit entsprechenden Wirtschaftsförderungsprogrammen gefragt. In regionalen Gemeinden braucht es Strukturen, die finanzielle Grundvoraussetzungen schaffen zum Beispiel durch günstige Mieten, damit Niederlassungswillige weniger Hürden vor sich haben.

Was sind die Themen, die Sie aktuelle am meisten beschäftigen?

Dr. Semmler: Eine Praxis besteht immer aus einem Team. Der MFA Mangel wird daher mehr und mehr zu einem Problem. Durch Qualifizierungsmaßnahmen zur VERAH oder den Studiengang „Primärmedizinische Versorgungs- und Praxismanagement“ wird die Attraktivität des Berufs erhöht. Aber hausärztliche Praxen stehen auf dem Bewerbermarkt in Konkurrenz mit Kliniken. Dementsprechend müssen wir für hausärztliche Praxen Möglichkeiten schaffen insbesondere finanziell, um auch ein guter Arbeitgeber zu sein.

Außerdem ist die HZV ein wichtiges Instrument, von dem sowohl Hausärzte als auch Patienten profitieren. Um unsere Steuerungsfunktion erfüllen zu können, müssen wir jedoch auch die fachärztlichen Kollegen in die Pflicht nehmen. Bei akuten Problemen von Patienten braucht es Fachärzte, die greifbar sind und sich an der Versorgung beteiligen.

Es beschäftigt mich auch, dass der Betreuungsaufwand von multimorbiden Patienten im EBM nicht abgebildet wird. Von der Politik und der Gesellschaft wird diese Arbeit nicht ausreichend anerkannt. Dabei vermindert eine gute Betreuung die Pflegebedürftigkeit von Patienten. Dieser Bereich kann noch deutlich mehr gefördert und Ressourcen optimiert werden.

Wenn Sie ein junger Kollege fragt, warum er Mitglied im Verband werden soll, was würden Sie ihm antworten?

Dr. Semmler: Der Bayerische Hausärzteverband ist die wichtigste Interessensvertretung, die wir als Hausärzte haben. Wir befinden uns im ständigen Wettbewerb mit den Interessenvertretungen der Apotheker, der Facharztverbände, der Pflege und der Krankenhäuser. Wir dürfen nicht zulassen das andere sich auf unsere Kosten optimieren. Wer nicht Mitglied im Verband ist, stärkt indirekt die Interessenvertretungen der anderen.
Wenn wir durch den Verband in den Körperschaften wie Bayerische Landesärztekammer und Kassenärztliche Vereinigung stark vertreten sind, werden unsere Forderungen von der Politik gehört.
Im Verband tauschen wir uns regelmäßig über sachliche Inhalte und politische Strategien aus. Durch dieses kontinuierliche Arbeiten schaffen wir es die Arbeitsbedingungen der Hausärzte zu verbessern und den Beruf des Hausarztes zu sichern.

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