Promotionspreisträger Dr. Elias Lauerer: „Der Drang nach Nikotin ist eine schwere Sucht“

Medizinstudent Julia Michler
Dr. Elias Lauerer mit den Promotionspreis
in Gold der Stiftung Bayerischer
Hausärzteverband.

„Das ist eine große Ehre, mit der ich nicht gerechnet habe“, sagt Dr. Elias Lauerer zum Promotionspreis in Gold der Stiftung Bayerischer Hausärzteverband. Am Institut für Allgemeinmedizin der Universität Würzburg hatte der jetzt 27-jährige Arzt in Weiterbildung bei Prof. Dr. Anne Simmenroth eine randomisierte prospektive Studie zum Vergleich von Online- und Präsenzkursen in der medizinischen Ausbildung durchgeführt.

„Ich habe mit meiner Arbeit vor der Corona-Pandemie begonnen, also zu einer Zeit, als es an den Universitäten noch wenig Erfahrungen mit Online-Kursen gab. Dabei wurde ich hervorragend betreut von MSc Elena Tiedemann“, erzählt Lauerer. „Meine Forschungsfrage lautete, ob Gesprächsfertigkeiten zur Raucherentwöhnung online vermittelt werden können“, führt Lauerer aus. Vorweggenommen lautet die Antwort grundsätzlich ja. Im Rahmen des Promotionsprojekts wurde das Thema sogar im Curriculum der medizinischen Fakultät verankert.

Hohe Relevanz für Hausarztpraxen

Welche Relevanz das Thema insbesondere in Hausarztpraxen hat, macht Lauerer in seiner Arbeit deutlich: „Weltweit stellt das Rauchen die häufigste, durch Prävention vermeidbare Todesursache dar. In Deutschland übersteigt die Anzahl der durch Tabakkonsum verursachten Todesfälle jährlich die Summe aller Todesfälle, welche durch den Konsum von Alkohol und illegalen Drogen sowie durch Verkehrsunfälle, Suizide und Morde verursacht werden. Jährlich sind hierzulande rund 120.000 Todesfälle direkt auf die Folgen von Tabakrauchen zurückzuführen. Verglichen mit anderen einkommensstraken europäischen Ländern ist der Raucheranteil in der deutschen Bevölkerung hoch. In Deutschland rauchten im Jahr 2018 rund 28 Prozent aller Erwachsenen, wobei Geschlecht, Komorbiditäten und sozioökonomischer Status die Raucherprävalenz stark beeinflussen. Vor allem bei Männern ist eine höhere Prävalenz des Tabakrauchens eng mit einem niedrigen sozioökonomischen Status assoziiert. Während die Raucherprävalenz von Männern seit Jahren abnimmt, steigt die Anzahl rauchender Frauen in Deutschland an. Tendenziell sind Männer die stärkeren Raucher, konsumieren also mehr Zigaretten pro Tag als Frauen.“

Bereits im Medizinstudium lernen, für einen Rauchstopp zu motivieren

Ziel der Arbeit sei es, bereits Medizinstudierende systematisch auszubilden, um rauchenden Patientinnen und Patienten über ein Beratungsgespräch für einen Rauchstopp zu motivieren, erklärt Lauerer: „Befragungen unter Medizinstudierenden, wonach nur die wenigsten wissen, wie man die Nikotinsucht behandelt, unterstützen diese Forderung.“ Dazu heißt es in seiner Promotionsschrift: „Während einigen RaucherInnen aus eigener Kraft heraus die Abkehr vom Rauchen gelingt, sind viele Betroffene zwar grundsätzlich zu einem Rauchstopp motiviert, benötigen aber zusätzliche professionelle Unterstützung, um ihr Ziel zu erreichen. ÄrztInnen kommt hierbei eine tragende Rolle zu, da sie den oftmals abstrakten Wunsch nach einem Rauchstopp gemeinsam mit den Betroffenen zum konkreten Plan transferieren und so die PatientInnen auf ihren Weg in ein rauchfreies Leben unterstützen können. Die am 5A-Modell, einem von der WHO empfohlenen Gesprächsmodell mit den Abschnitten Ask, Advise, Assess, Assist und Arrange, orientierte verbale Kurzintervention stellt eine wirkungsvolle, kosteneffektive und leicht verfügbare Methode zur Raucherberatung dar. Im klinischen Algorithmus zur Erlangung der Tabakabstinenz bilden solch niederschwelligen Verfahren den Grundstock der Therapie und können je nach Bedarf der PatientInnen individuell um psychotherapeutische oder medikamentöse Verfahren erweitert werden.“

Zukunftsplan: Sich als Hausarzt niederlassen

Im Juli 2021 hat Lauerer seine Arbeit vorlegt und knapp ein Jahr später erfolgreich verteidigt. Seit zwei Jahren ist der gebürtige Oberpfälzer mitten in der Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin. „Mein Ziel ist es, mich später als Hausarzt niederzulassen. Möglicherweise auch in meiner Heimat, der Oberpfalz.“ Was er außer den wissenschaftlichen Erkenntnissen aus seiner Promotionsarbeit mitgenommen hat? „Ich habe nie geraucht und habe lange nicht verstanden, warum Menschen zur Zigarette greifen. Jetzt bin ich gegenüber Rauchern toleranter geworden. Der Drang nach Nikotin ist eine schwere Sucht. Die Patienten brauchen unsere Hilfe. Und da sind meistens die Hausärztinnen und Hausärzte der erste Ansprechpartner.“

Dissertation online abrufbar

Der vollständige Titel der preisgekrönten Dissertation lautet „Können Gesprächsfertigkeiten zur Raucherentwöhnung online vermittelt werden? Eine randomisierte prospektive Studie zum Vergleich von Online- und Präsenzkurs in der medizinischen Ausbildung“ und ist online abrufbar.

Zur Dissertation von Dr. Elias Lauerer

Bewerbungsfrist für den Promotionspreis 2024 endet am 31. März

Auch 2024 hat die Stiftung Bayerischer Hausärzteverband den Promotionspreis Allgemeinmedizin ausgeschrieben. Bewerben können sich Doktoranden, die an einer Universität in Bayern promovieren. Sie wollen sich bewerben? Dann senden Sie Ihre Arbeit, versehen mit einem Kurzgutachten ihres Doktorvaters/Ihrer Doktormutter, bis spätestens 31.03.2024 per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!  

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